Verhandlungen im Team: Was wir von Jack Nasher über effektive Rollenverteilung lernen können

Wenn mehrere Personen an einer Verhandlung beteiligt sind, sei es auf Unternehmens-, Projekt- oder Verbandsebene, steigen die Komplexität und die Dynamik der Gespräche erheblich. Um die eigenen Interessen erfolgreich durchzusetzen und um eine nachhaltige Einigung zu erzielen, müssen die Rollen innerhalb des Teams klar verteilt sein. Ein eingespieltes Verhandlungsteam nutzt die Stärken seiner Mitglieder gezielt, minimiert Fehler und bleibt auch in anspruchsvollen Verhandlungssituationen handlungsfähig.

Die Bedeutung einer klaren Rollenverteilung

Ein Verhandlungsteam besteht selten aus gleichberechtigten Stimmen, die gleichzeitig ihre Meinungen äußern. Vielmehr ist es von entscheidender Bedeutung, dass jeder im Team seine spezifische Aufgabe kennt und gezielt daran arbeitet, das gemeinsame Verhandlungsziel zu erreichen. Eine klare Rollenverteilung schafft Struktur und Effizienz. Sie sorgt dafür, dass Doppelarbeit vermieden wird, die Kommunikation einheitlich bleibt und taktische Anpassungen schnell umgesetzt werden können.

Teams, die ohne klar definierte Rollen agieren, laufen Gefahr, sich in Widersprüche zu verwickeln oder durch inkonsistente Aussagen die eigene Glaubwürdigkeit zu untergraben. Zudem kann eine schlechte Koordination dazu führen, dass wichtige Informationen nicht rechtzeitig weitergegeben oder Chancen übersehen werden. Im Gegensatz dazu agieren gut organisierte Verhandlungsteams geschlossen, was die eigene Verhandlungsposition deutlich stärkt.

Zentrale Rollen im Verhandlungsteam und ihre Aufgaben

Ein erfolgreiches Verhandlungsteam setzt sich in der Regel aus mehreren Schlüsselrollen zusammen, die sich je nach Größe und Komplexität der Verhandlung variieren lassen. Zu den wichtigsten Rollen gehören:

Der Verhandlungsführer

Der Verhandlungsführer ist die zentrale Figur im Team. Er übernimmt die direkte Kommunikation mit der Gegenseite und repräsentiert die gemeinsamen Interessen des Teams. Zu seinen Aufgaben gehören die Präsentation von Forderungen, die Formulierung von Gegenargumenten und die Leitung der Gespräche. Der Verhandlungsführer benötigt neben rhetorischem Geschick auch ein hohes Maß an diplomatischem Feingefühl und Durchsetzungsvermögen. Darüber hinaus ist es seine Aufgabe, den Überblick über den Gesprächsverlauf zu behalten und die Richtung der Verhandlung gezielt zu steuern.

Der Analyst

Hinter jedem erfolgreichen Verhandlungsführer steht ein kompetenter Analyst. Diese Rolle ist für die Auswertung relevanter Informationen und die Bereitstellung fundierter Argumente verantwortlich. Der Analyst sammelt wirtschaftliche, rechtliche oder technische Daten, identifiziert Stärken und Schwächen der eigenen Position und bewertet mögliche Szenarien. Während der Verhandlung liefert er dem Verhandlungsführer kontinuierlich unterstützende Informationen und schlägt gegebenenfalls taktische Anpassungen vor.

Der Beobachter

Der Beobachter ist eine oft unterschätzte, aber äußerst wertvolle Rolle. Er konzentriert sich darauf, die nonverbalen Signale der Gegenseite zu analysieren, Körpersprache zu deuten und emotionale Reaktionen wahrzunehmen. Auf Basis dieser Beobachtungen gibt er dem Team Hinweise darauf, wie die eigene Argumentation wirkt oder ob sich Schwächen in der Position der Gegenseite abzeichnen. Durch geschultes Beobachten können taktische Anpassungen in Echtzeit vorgenommen werden.

Der Protokollant

Ein präzises Protokoll ist unerlässlich, um den Überblick über die getroffenen Vereinbarungen und strittigen Punkte zu behalten. Der Protokollant hält alle relevanten Inhalte der Verhandlung fest und sorgt dafür, dass keine wichtigen Details verloren gehen. Dies erleichtert nicht nur die spätere Auswertung, sondern dient auch als rechtliche Absicherung und als Grundlage für die weiteren Verhandlungsschritte.

Der Stratege

In komplexen Verhandlungen kann es sinnvoll sein, einen dedizierten Strategen einzusetzen. Diese Person behält das langfristige Ziel im Auge, analysiert die Dynamik der Gespräche und entwickelt Alternativpläne. Während der Verhandlungsführer in die direkten Gespräche eingebunden ist, kann der Stratege einen Schritt zurücktreten und objektiv bewerten, ob die aktuelle Taktik erfolgversprechend ist oder Anpassungen erforderlich sind.

Jack Nasher sieht die Vorbereitung als Schlüssel zum Erfolg

Eine erfolgreiche Teamverhandlung beginnt lange vor dem eigentlichen Gespräch. Eine gründliche Vorbereitung ist unerlässlich, um die eigene Verhandlungsposition zu stärken und unerwartete Entwicklungen souverän zu meistern. Dazu gehören:

Zieldefinition: Das Team sollte klare und realistische Ziele festlegen. Neben den Hauptzielen sollten auch alternative Szenarien und akzeptable Kompromisslösungen definiert werden.

Rollenverteilung: Basierend auf den individuellen Stärken und Kompetenzen der Teammitglieder sollten die Rollen klar zugewiesen werden.

Informationssammlung: Relevante Markt-, Branchen- und Unternehmensdaten müssen sorgfältig analysiert werden. Dies umfasst auch die Bewertung der Verhandlungsmacht der Gegenseite.

Strategieentwicklung: Auf Grundlage der gesammelten Informationen sollte das Team eine Verhandlungsstrategie entwickeln, inklusive möglicher Reaktionen auf Argumente der Gegenseite.

Kommunikation und Disziplin während der Verhandlung

Während der Verhandlung ist ein diszipliniertes und koordiniertes Vorgehen unerlässlich. Nur der Verhandlungsführer sollte aktiv mit der Gegenseite kommunizieren, während die anderen Mitglieder ihre jeweiligen Aufgaben im Hintergrund wahrnehmen. Interne Kommunikation sollte unauffällig und strategisch erfolgen, etwa durch kurze Signale oder schriftliche Notizen.

Ein weiterer Erfolgsfaktor ist die Einheitlichkeit der Argumentation. Widersprüchliche Aussagen oder uneinheitliche Positionen untergraben die Glaubwürdigkeit und schwächen die Verhandlungsposition. Ein starkes Team arbeitet daher stets auf Basis der zuvor definierten Strategie und weicht nur dann davon ab, wenn es gemeinsam eine Kursänderung beschließt.

Jack Nasher empfiehlt Nachbereitung und kontinuierliche Verbesserung für nachhaltige Erfolge

Auch nach Abschluss einer Verhandlung ist die Arbeit des Teams noch nicht beendet. Ein detailliertes Debriefing ist essenziell, um die Leistung des Teams zu analysieren und Erkenntnisse für zukünftige Verhandlungen zu gewinnen. Dabei sollten sowohl erfolgreiche Strategien als auch mögliche Verbesserungsbereiche identifiziert werden. Die kontinuierliche Reflexion und Verbesserung der eigenen Verhandlungsfähigkeiten ist ein langfristiger Prozess, der durch regelmäßiges Training und die Analyse vergangener Verhandlungen gezielt gefördert werden kann.

Eine durchdachte Rollenverteilung und ein starkes Zusammenspiel innerhalb des Teams entscheiden über den Erfolg einer Verhandlung. Jedes Mitglied bringt seine individuellen Stärken ein und trägt dazu bei, die gemeinsame Verhandlungsstrategie erfolgreich umzusetzen. Um als Team erfolgreich zu sein, muss man auch als Team arbeiten.


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